top of page

Rente mit 85?

von Maria Arnold 

Die Diskussion um das Rentenalter spitzt sich zu.
Während die Lebenserwartung steigt, sinkt die Zahl der Beitragszahler – und plötzlich kursieren Vorschläge, die Rente erst mit 70, 75 oder gar 85 zur neuen Normalität machen könnten.
Was einst ein sicherer Ruhestand war, rückt für viele in immer weitere Ferne.

Doch ist das wirklich die Zukunft – Arbeiten bis zum Lebensende?
Oder zeigt die Debatte vor allem, wie dringend das System reformiert werden muss?

Pflege eines älteren Menschen

🏦 Die Ausgangslage: Ein System am Limit

Das deutsche Rentensystem basiert auf einem einfachen Prinzip:
Die Jungen zahlen für die Alten.

Doch dieses Umlageverfahren gerät ins Wanken:

  • Immer weniger Erwerbstätige finanzieren immer mehr Rentner.

  • Die Geburtenraten sinken, während die Lebenserwartung steigt.

  • Der Beitragssatz müsste eigentlich steigen – oder das Rentenalter.

Schon heute liegt das gesetzliche Rentenalter bei 67 Jahren. Doch viele Ökonomen fordern längst:

„Wenn wir 90 werden, müssen wir auch länger arbeiten.“

🧮 Die nackten Zahlen

  • 1962 kamen noch 6 Erwerbstätige auf 1 Rentner.

  • Heute sind es nur noch rund 2 Beitragszahler pro Rentner.

  • Im Jahr 2035 wird jeder Dritte in Deutschland über 60 Jahre alt sein.

Das bedeutet: Ohne Reformen droht eine massive Finanzierungslücke in der gesetzlichen Rentenkasse – Schätzungen sprechen von über 100 Milliarden Euro jährlich bis 2040.

⚙️ Was jetzt diskutiert wird

Politisch werden verschiedene Szenarien verhandelt:

  1. Rente mit 70 – schrittweise Anhebung für alle, orientiert an der steigenden Lebenserwartung.

  2. Teilrentenmodelle – mehr Flexibilität, aber weniger Sicherheit.

  3. Kapitalgedeckte Systeme – nach skandinavischem oder US-Vorbild.

  4. Bürgerrente – eine Basisversorgung für alle, unabhängig von Beruf oder Einkommen.

Kritiker warnen: Diese Reformen lösen nicht das Kernproblem, sondern verschieben es. Denn körperlich fordernde Berufe – Pflege, Handwerk, Logistik – sind schlicht nicht bis 70 oder 75 machbar.

🧓 Die soziale Schere: Wer kann, wer nicht

Die Diskussion um „Rente mit 85“ zeigt vor allem eines:
Nicht alle altern gleich.

  • Akademiker mit Schreibtischjob leben im Schnitt 6–8 Jahre länger als Menschen in körperlich belastenden Berufen.

  • Viele Pflegekräfte oder Bauarbeiter schaffen das Rentenalter heute kaum gesund.

  • Frauen, die Teilzeit oder Care-Arbeit leisten, stehen trotz jahrzehntelanger Arbeit oft mit Mini-Renten da.

Ein höheres Rentenalter würde also vor allem die Schwächeren treffen – die ohnehin weniger verdienen und früher verschleißen.

📈 Private Vorsorge – Luxus oder Pflicht?

Die Realität:


Wer heute unter 40 ist, muss sich darauf einstellen, dass die gesetzliche Rente allein nicht reicht.

Private Altersvorsorge wird damit zur Notwendigkeit, nicht zur Option:

  • ETF-Sparpläne oder Fondsbasierte Renten

  • Betriebliche Altersvorsorge

  • Immobilieneigentum oder Unternehmensbeteiligungen

Doch das setzt finanzielle Bildung und Spielräume voraus, die viele schlicht nicht haben.

Während Spitzenverdiener längst ihr Geld in Indexfonds anlegen, fragen sich Pflegekräfte, wie sie den nächsten Monat schaffen sollen.

💬 Die moralische Frage

Ab welchem Punkt ist eine Gesellschaft bereit zu sagen:

„Du hast genug geleistet – jetzt darfst du ruhen“?

Wenn Menschen mit 70 noch in Pflegeheimen arbeiten, weil sie sich die Miete nicht leisten können, läuft etwas grundsätzlich falsch.


Eine Rentenpolitik, die nur auf Zahlen starrt, vergisst den Menschen.

🌍 Ein Blick ins Ausland

  • Schweden koppelt das Rentenalter an die Lebenserwartung – flexibel, aber sozial abgefedert.

  • Niederlande kombinieren Pflichtbeiträge mit Kapitalanlagen – solide, aber renditeabhängig.

  • Frankreich hingegen protestiert massiv schon bei „Rente mit 64“.

Deutschland steht also nicht allein – aber die Frage bleibt:


Wie viel Arbeitsleben ist zumutbar, wenn Lebensqualität auf der Strecke bleibt?

⚖️ Fazit: Ein System zwischen Mathematik und Menschlichkeit

Die Idee einer Rente mit 85 mag provozieren, doch sie ist Symptom eines viel tiefer liegenden Problems:
Ein Sozialsystem, das aus der Nachkriegszeit stammt, kämpft im Zeitalter von Digitalisierung, Demografie und stagnierenden Löhnen ums Überleben.

Ja, wir werden älter.
Aber das darf kein Freifahrtschein sein, um Menschen bis ins hohe Alter schuften zu lassen.

Statt die Rente immer weiter hinauszuschieben, braucht es:

  • Frühzeitige Aufklärung über finanzielle Eigenverantwortung

  • Steuerliche Entlastung für untere Einkommen

  • Automatisierte Sparsysteme wie in Skandinavien

  • Und endlich eine ehrliche politische Debatte, die nicht nur Statistik, sondern Realität abbildet.

💬 Schlussgedanke

Rente mit 85 ist kein Zukunftsplan – es ist eine Warnung.
Wenn wir jetzt nicht handeln, arbeiten wir tatsächlich bis zum letzten Atemzug.

Denn ein langes Leben ist ein Geschenk –
aber nur dann, wenn wir es uns auch leisten können.

Green Minimalist Beauty Product Logo (2).png

Impressum     Datenschutz     AGB

© 2025 Natürlich Gesund Bleiben

bottom of page